Im aktuellen Kunstflâneur gibt es Inspirationen zum Kunstflânieren zu Ausstellungseröffnungen, Künstler:innengesprächen, Führungen und weiteren interessanten Kunst-Terminen. Und abonnieren könnt Ihr den Kunstflâneur auf dieser Website.
Walter Dexel - 11. Kunstflâneur 2025
Parallel zur Esplanade im „Gustav-Mahler-Park“ leuchtet nachts die „Lichtplastik“ von Walter Dexel (1890-1973). Diese Lichtkunst aus dem Jahr 1926 besteht aus fünf unterschiedlich großen Quadern in den markanten Primärfarben Blau, Rot und Gelb sowie der „Nicht-Farbe“ Weiß. Sowohl Farbgebung als auch Formensprache erinnern an das Bauhaus und die niederländische Gruppe De-Stijl, mit denen Dexel in Verbindung stand. Die geometrische Struktur dieser Lichtplastik scheint zudem die Silhouette der angrenzenden Hochhäuser aufzunehmen - auch wenn das Werk erst seit 1997 an diesem Ort im öffentlichen Raum steht.
Julia Benz - 10. Kunstflâneur 2025
Kennt Ihr die S-Bahn Station Hammerbrook? Ein ungewöhnlicher, oberirdischer Bahnhof mitten in Hamburg.
Ungewöhnlich ist zudem die Streckenführung: Die S-Bahn verläuft hier auf einem Viadukt, gestützt von massiven Pfeilern aus Sichtbeton. Für drei dieser Säulen wurde die Künstlerin Julia Benz beauftragt, sie zu gestalten. Erst letzte Woche hat sie ihr Werk vollendet.
Julia Benz stammt nicht aus der Graffiti oder Urban-Art-Szene, sondern hat klassisch an der Kunstakademie Düsseldorfer und der UdK Berlin studiert. Ihre mit gesprühter Acrylfarbe erschaffenen Gemälde sind abstrakte Werke mit strahlenden Farben, bei denen grafische und malerische Elemente miteinander verbunden, ergänzt und überlagert werden.
Ulrich Rückriem - 9. Kunstflâneur 2025
Am 8. Mai 2025 jährt sich zum 80. Mal das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa - und damit auch die Befreiung vom Nationalsozialismus.
In der Hamburger Innenstadt erinnert ein Mahnmal an die Opfer von „Krieg und Gewaltherrschaft zwischen 1933 und 1945“: die Ruine der Hauptkirche St. Nikolai an der Willy-Brandt-Straße. Ihre Ursprünge reichen bis ins Jahr 1195 zurück, ihre letzte neugotische Ausführung wurde 1874 fertiggestellt. Mit einer Höhe von 147,3 Meter war ihr Turm damals - für drei Jahre - das höchste Bauwerk der Welt.
Lawrence Weiner - 8. Kunstflâneur 2025
Es ist egal, in welcher Farbe oder an welchem Ort die Schriftinstallation „Enough Push and Pull to Make a Structure go to Pieces“ realisiert wird, denn für den US-amerikanischen Künstler Lawrence Weiner (1942-2021) stehen Idee und Entwurf des Werkes im Vordergrund.
Eske Schlüters & Tillmann Terbuyken - 7. Kunstflâneur 2025
Seit September 2024 liegen unterhalb des monumentalen Bismarck-Denkmals acht große Granitsteine in den Grünanlagen „Alter Elbpark“. Eingezäunt und mit einer hamburgtypischen Hinweistafel aus Emaille ausgestattet, wirkt das Ensemble wie eine archäologische Ausgrabung - genau dort, wo bis ins 19. Jahrhundert die Wallanlagen zur Hamburger Stadtbefestigung gehörten.
„Untitled History” ist eine temporäre Installation der beiden Hamburger Künstler:innen Eske Schlüters* und Tillmann Terbuyken.
Hadi Teherani - 6. Kunstflâneur 2025
Dieses futuristische Gebäude steht bereits seit fast 30 Jahren in Rellingen bei Hamburg und dient als Büro- und Produktionsgebäude des Designers und Leuchtenherstellers Tobias Grau. Den privat ausgeschriebenen Architekturwettbewerb gewann das damalige Büro von Hadi Teherani, BRT Architekten. Zwei parallel verlaufende, röhrenförmige Baukörper sind durch einen Zwischenbau verbunden und bieten auf zwei Etagen über 4.000 qm Platz. Die Materialien reduzieren sich bewusst auf Holz, Beton, Aluminium und Glas.
Christoph Faulhaber - 5. Kunstflâneur 2025
Die Installation „ Guantánamo Aufnahme Lager (GAC)“ des Hamburger Künstlers Christoph Faulhaber in der HafenCity Hamburg griff eine hochaktuelle politische Debatte auf: Anfang 2009 hatte die neu gewählte US-Regierung unter Barak Obama angekündigt, das menschenunwürdige Gefangenenlager der USA auf Kuba aufzulösen, eine Einrichtung, in der noch zahlreiche unschuldige Menschen inhaftiert waren und Asyl benötigten.
Robert Wilson - 4. Kunstflâneur 2025
Für den 30 Meter hohen Lichthof des Designhotels SIDE schuf der New Yorker Regisseur und Künstler Robert „Bob“ Wilson (*1941) eine besondere Lichtinstallation. Zwei raumhohe Lichtfelder, die in einem ruhigen, zeitlichen Wechsel leuchten, prägen den Raum. Dabei bewegen sich weiße und blaue Lichtstreifen auf gekippten Glasflächen. Wilson, der Architektur und Bühnenbild studierte, nutzt Licht in all seinen Arbeiten als unverkennbares Gestaltungselement - in seinen Lichtinstallationen oder Theaterinszenierungen - denn „ohne Licht gibt es keinen Raum“. Für seine Arbeiten wurde er sowohl für den Pulitzer-Preis als auch für den Goldenen Löwen bei der Biennale in Venedig nominiert.
Stefan Kern - 3. Kunstflâneur 2025
Wo ist hier das Kunstwerk? Zugegeben, durch die Verwitterung des Holzes ist die Intervention des Künstlers Stefan Kern kaum noch erkennbar - sie hat sich farblich perfekt angepasst. Ursprünglich standen seit den 1980er Jahren an der Weidenallee, Ecke Kleiner Schäferkamp, zweimal sechs einfache Holzbänke, die ein Quadrat lediglich andeuteten.
Jörg Immendorff - 2. Kunstflâneur 2025
Am Hans-Albers-Platz eröffnete in den 1980er-Jahren einer der bekanntesten deutschen Nachkriegskünstler, Jörg Immendorff (1945 - 2007), während seiner Lehrtätigkeit an der HFBK Hamburg die Bar „La Paloma“. Gleichzeitig setzte er Hans Albers ein Denkmal: eine drei Meter hohe Bronzeskulptur - eine grob gestaltete Figur mit Schiffermütze und Akkordeon stehend auf einer Möwe (spanisch „la Paloma“). Immendorff schenkte die Skulptur der Stadt Hamburg, wo sie 1986 zum 95. Geburtstag des Schauspielers zunächst am Rand des Platzes aufgestellt wurde. Erst fünf Jahre später, zum 100. Geburtstag von Hans Albers, erhielt sie einen würdigen Platz in der Mitte.
Vera Drebusch - 1. Kunstflâneur 2025
Besonders sehenswert ist aktuell eine Kunstaktion im öffentlichen Raum in Hamburg-Hamm: „Wer war Marianne Rosenbaum?” von Vera Drebusch (Künstlerin) und Stephanie Kanne (Leiterin Stadtteilarchiv Hamm). Seit September 2024 sind an verschiedenen Orten großformatige Porträts von sieben Frauen des Stadtteils auf Plakat- und Ausstellungsflächen sowie Hauswänden zu entdecken. Dazu zählen die Sozialreformerin Amalie Sieveking, Marianne Rosenbaum, die als Opfer des NS-Regimes auch einen Stolperstein vor ihrem ehemaligen Wohnhaus hat, die 103-Jährige Paula Krupp sowie die aus Afghanistan geflüchtete Nadia Pardis. Gemeinsam repräsentieren stellvertretend drei zentrale Persönlichkeiten des Quartiers und
Auto-Silo - 21. Kunstflâneur 2024
Das 1910 gegründete, denkmalgeschützte Hotel Reichshof Hamburg am Hauptbahnhof beherbergt einen besonderen historischen Schatz: ein Auto-Silo. In diesem ungewöhnlichen Parkhaus mit 127 Stellplätzen auf sieben Etagen wurden die Fahrzeuge einst per Lift von einem Liftboy zu ihren Stellplätzen transportiert.
Die Gründerfamilie Langer entdeckte dieses innovative Garagenprinzip in den 1950er Jahren auf einer Reise in die USA. Diese damals in Deutschland noch unbekannte, platzsparende Lösung war ideal für das dicht besiedelte Viertel St. Georg. Für die Umsetzung beauftragte die Familie den Architekten Hans Jönsson, der das Auto-Silo 1957 fertigstellte - eines der ersten seiner Art in Europa.
Erwin Wurm - 20. Kunstflâneur 2024
Letztes Jahr feierte das Hamburger Straßenmagazin „Hinz&Kunzt“ sein 30-jähriges Jubiläum und erhielt ein ganz besonderes Geschenk: eine Herrentasche mit dünnen, überdimensional langen Beinen. Der renommierte österreichische Künstler Erwin Wurm schenkte dem Magazin die 1,90 Meter hohe Bronzeskulptur „Der Direktor (Herrentasche)“, die seitdem öffentlich im Erdgeschoss des „Levantehaus“ ausgestellt ist.
Bekannt ist Wurm vor allem für seine „Fat“-Skulpturen, wie sein knallrotes Auto in einem voluminösen, aufgeblähten Zustand, oder seine frühen „One Minute Sculptures“, bei denen er die Betrachter:innen per Handlungsanweisungen dazu animiert, für einen kurzen Moment Teil des Kunstwerks zu werden und es aktiv zu erleben.
Thomas Schütte - 19. Kunstflâneur 2024
Die Skulpturengruppe „Die Fremden“ von Thomas Schütte auf dem Portikusdach am Friedrichsplatz in Kassel gehörte zu meinen Lieblingsarbeiten der documenta IX im Jahr 1992.
In Hamburg steht seit 1987 Schüttes mehrteilige Skulptur „Tisch mit 12 Stühlen“ in einer Grünanlage in Niendorf-Nord - ein Mahnmal zum Gedenken an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Es besteht aus einem ovalen Granittisch, umgeben von 12 aus Backstein gemauerten Thronen. Elf dieser Stühle tragen Namen von Hamburger Widerstandskämpfer:innen, darunter Georg Appel, Clara und Walter Bacher, Rudolf Klug, Curt Ledien, Reinhold Meyer, Hanne Mertens, Ernst Mittelbach, Joseph Norden, Margaretha Rothe, Kurt Schill und Paul Thürey - alle wurden sie von den Nationalsozialisten ermordet. Auch die umliegenden Straßen tragen ihre Namen und erinnern so in dem ehemaligen Neubauviertel, das größtenteils aus Backstein erbaut wurde, an ihr Vermächtnis.
Fiona Tan - 18. Kunstflâneur 2024
Im Rahmen der Ausstellung „Aussendienst“ - ein Projekt des Hamburger Kunstvereins und der Kulturbehörde - wurde im Jahr 2000 das temporäre Kunstprojekt „Car Wreck Cinema“ der bildenden Künstlerin und Filmemacherin Fiona Tan realisisert.
In ihrem Open-Air-Kino wurden einen Monat lang besondere Kultfilme auf zwei gegenüberliegenden Leinwänden in der Stockmeyerstraße gezeigt. Das Gelände, damals umringt von Wasser, Kais und Gleisen, wirkte wie ein verlassenes Niemandsland - die heutige HafenCity war zu jener Zeit lediglich eine Vision. Die Besucher:innen nahmen in Schrottautos Platz und erlebten die Filme simultan entweder durch die Front- oder die Heckscheibe der Autos. Für mich war dieses Kunsterlebnis unvergesslich: in einem muffigen Schrottautokino die beiden Filme „Stalker“ und „Brazil“ gleichzeitig in dieser surrealen Atmosphäre zu erleben.
Nico Joana Weber - 17. Kunstflâneur 2024
Im Bahnhof Hamburg-Dammtor gibt es eine stimmungsvolle Video- und Soundinstallation der Künstlerin Nico Joana Weber.
Der 36 Meter lange Fußgängertunnel zwischen Moorweide und „Planten un Blomen“ wurde für den ITS Mobilitäts-Weltkongress 2021 vom Architekturbüro Peter Bohn Architekten aus München saniert. Zusammen mit dem Architekturbüro entstand das mehrteilige Werk „Areale ausgewählter Ordnungen“ in vierjähriger Arbeit. Die in Köln lebende Künstlerin Nico Joana Weber arbeitet dabei sehr ortsspezifisch und lässt ihren Arbeiten lange Recherchen vorausgehen.
Rupprecht Matthies - 16. Kunstflâneur 2024
Auf einer Grünfläche vor einem Bürogebäude an der Neuen Rabenstraße 3 steht eine vier Meter hohe Skulptur aus Edelstahl des Hamburger Künstlers Matthies. Wie ein überdimensionaler und zugleich dreidimensionaler Scherenschnitt zeigt es ein florales Motiv aus einer Lilie, Mohnblume, Narzisse und Kornblume. Das Werk „Auf der Suche nach dem Echten“ ergänzt eine weitere Arbeit im Eingangsbereich des Gebäudes, ebenfalls ein Scherenschnitt-Blumenbild, das zusammen mit der Designerin Florbela Augustiny entstanden ist.
2013 gewann Rupprecht Matthies den Kunst am Bau-Wettbewerb für den von BRT Architekten entworfenen Neubau der HanseMerkur-Versicherungsgruppe. Eingeladen waren weitere vier Hamburger Künstler:innen, um ein Kunstwerk für den Eingangsbereich sowie den begrünten Vorplatz zu gestalten.
Cäsar Pinnau - 15. Kunstflâneur 2024
Aufgrund seiner eleganten grünen Glasfassade ist es eines meiner Lieblingsgebäude in der Stadt: das ehemalige Hamburg Süd Hochhaus des Hamburger Architekten Cäsar Pinnau (1906-1988) mit dem Globus-Springbrunnen des Hamburger Künstlers Kurt Kranz (1910-1997) an der Willy-Brandt-Straße.
Zwischen 1959 und 1964 wurde das Gebäude errichtetet (die Hamburger Sturmflut 1962 verzögerte den Bau) und besteht aus einem 15-geschossigen Hochhaus mit einem flachen Querbau. Pinnau wollte ursprünglich das Hochhaus 17-geschossig entwerfen, um den Gebäudekomplex nach dem Goldenen Schnitt zu gestalten. In den 1950er-Jahren war der Bau moderner Hochhäuser in der Hamburger Innenstadt jedoch ein kontroverses Thema, weshalb das Hochhaus kleiner gebaut werden musste.
Kapwani Kiwanga - 14. Kunstflâneur 2024
Die Installation „Bedform“ der französisch-kanadischen Künstlerin Kapwani Kiwanga (*1978) wurde im Rahmen der Ausstellung „THE GATE“ (ein Projekt von IMAGINE THE CITY, kuratiert von Ellen Blumenstein) auf dem Dar-es-Salaam-Platz in der HafenCity- benannt nach Hamburgs tansanischer Partnerstadt - gezeigt.
Auf dem acht Meter breiten und zwei Meter hohen Messingrelief sind geometrische Muster abgebildet, die abstrahierte Takelagen von Handelsschiffen der ehemaligen Reederei Deutsche Ost-Afrika-Linie darstellen, die von 1890 bis 1945 zwischen Hamburg und Dar es Salaam, der einstigen Hauptstadt Deutsch-Ostafrikas, verkehrten. Messing ist ein in der Schifffahrt häufig verwendetes Material, unter anderem für Schiffsschrauben. Der Titel „Bedform“ bezeichnet im Englischen versteinerte Sedimente im Flussbett und so bezieht sich das Kunstwerk auf die koloniale Handelsgeschichte der Stadt.
Dank an © Laura Léglise für das tolle Foto.