Volker Lang - 18. Kunstflâneur 2025
Zwischen dem S-Bahnhof Dammtor und dem Stephansplatz flâniert man an mehreren Denkmälern vorbei: dem „Denkmal für das Hamburger Infanterieregiment 76” (1936) von Richard Kuöhl, dem mehrteiligen, unvollendeten Gegendenkmal (1983–85) von Alfred Hrdlicka sowie dem „Gedenkort für Deserteure und andere Opfer der NS-Militärjustiz” (2015) von Volker Lang.
70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg sollte ein Gedenkort realisiert werden, um die Opfer des Nationalsozialismus zu würdigen, die lange Zeit nicht anerkannt wurden, und damit ein wichtiges politisches Zeichen gegen Kriegsverherrlichung und Zivilcourage zu setzen: Für die Opfer der 15 Kriegsgerichte, des Wehrmachtsuntersuchungsgefängnisses in Altona, der Hinrichtungsstätten auf dem Wehrmachtsschießplatz Höltigbaum in Rahlstedt sowie des Untersuchungsgefängnisses am Holstenglacis - ein bedeutender Ort der Hamburger Wehrmachtsjustiz. Alle „Fahnenflüchtigen“ galten lange Zeit pauschal als „Vaterlandsverräter" und wurden nicht als Opfer des NS-Regimes anerkannt.
Die Hamburger Bürgerschaft beschloss 2012 einstimmig den Bau eines weiteren Denkmals am Stephansplatz, das auch Bezug nimmt auf die beiden anderen Denkmäler. Ein Wettbewerb wurde ausgelobt, zu dem 14 Künstler:innen eingeladen wurden, und den der Hamburger Künstler Volker Lang gewann.
Sein begehbares Mahnmal ist als gleichschenkliges Dreieck mit einer Betonwand in Zickzack-Form sowie zwei aus bronzenen Schriftgittern bestehenden Wänden gestaltet. Diese sind licht- und luftdurchlässig und zeigen Zitate aus dem Buch „Deutschland 44“ von Helmut Heißenbüttel (1921–1996), in dem er Textfragmente zum Kriegsgeschehen der Zeit notierte. Diese Texte sind auch als Audioinstallation zu hören. Auf der geschlossenen Wand sind die Namen, Hinrichtungsorte und -daten der in Hamburg hingerichteten Opfer der NS-Militärjustiz zu lesen oder per Knopfdruck akustisch abrufbar. Besonders eindrucksvoll wirkt das Kunstwerk, wenn die Texte als Schatten im Innenbereich erscheinen.
Ein weiteres sehenswertes Denkmal des Bildhauers Volker Lang ist in Hamburg-Rothenburgsort zu finden: „Der Engel schwieg – Mahnmal Hamburger Feuersturm“ (2004/05).
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