Astrid Klein - 19. Kunstflâneur 2025
Vor über 40 Jahren startete das Programm „Kunst im öffentlichen Raum“ der Hamburger Kulturbehörde. Das erste Großprojekt, „Halle 6“, fand im Sommer 1982 als Skulpturenausstellung in einer riesigen, leerstehenden Fabrikhalle auf dem Gelände der ehemaligen Kampnagel-Kranfabrik - der heutigen „Kampnagel Internationale Kulturfabrik “- statt. In Kooperation mit Galerist:innen wurden 12 international anerkannte sowie 16 junge deutsche Künstler:innen eingeladen, raumbezogene Arbeiten zu realisieren.
Eine der eingeladenen Künstler:innen war die damals 30-jährige Astrid Klein. Sie fotografierte jene Stelle des Ausstellungsraumes, an der ihre Arbeit „Endzeitgefühle“ später zu sehen sein sollte: eine beschädigte Mauer, ein schmaler Bodenstreifen davor, mittig eine vermauerte Tür. Dieses Motiv vergrößerte sie zu einer monumentalen Fotografie (4,60 x 6,90 Meter) und zeichnete darauf - in siebenfacher Ausführung - den immer gleichen Schatten eines Wolfs - sodass der Eindruck eines Rudels entsteht.
Vier Jahre später fand diese schwarz-weiße Arbeit in Abstimmung mit der Künstlerin ihren endgültigen Standort im öffentlichen Raum: als siebeneinhalb Meter breites Großplakat in einem Metallrahmen, doppelt angebracht, damit es von beiden Seiten eines Bahnsteigs zu sehen war. Bis 2014 wirkte es in der U-Bahn-Station Hauptbahnhof-Nord, am Ausgang Hamburger Kunsthalle.
Die Kölner Künstlerin Astrid Klein hat „Endzeitgefühle“ selbst als Schlüsselbild ihres Werks bezeichnet. Ihr Œuvre reicht von Malerei bis Zeichnungen über Neon- und Spiegelskulpturen, Installationen und fotografischen Arbeiten. Dabei gilt sie als Pionierin der experimentellen, großformatigen Fotoarbeit. Diese Wandarbeiten kombinieren oft gefundene Bilder mit eigenen Texten oder Zitaten aus Philosophie, Theorie oder Wissenschaft, um Verdrängtes im kollektiven Unbewussten sichtbar zu machen und konventionelle Machtstrukturen und Darstellungsweisen zu hinterfragen.
Die 1951 geborene Künstlerin wurde vielfach ausgezeichnet, nahm 1986 an der Biennale in Venedig teil, lehrte als Professorin an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und zeigte 2018 eine große Einzelausstellung in den Deichtorhallen Hamburg.