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Ian Hamilton Finlay - 1. Kunstflâneur 2023

Vor einigen Tagen war ich in der Hamburger Kunsthalle und musste über ein Schild schmunzeln: „Achtung, dies ist ein Kunstwerk. Die Stufen sind höher als Sie denken“. Es ist an dem roten Granitsockel zwischen der Kunsthalle und der Galerie der Gegenwart befestigt, der Teil des Werkes „Proposal For A Kunsthalle“ des schottischen Künstlers Ian Hamilton Finlay (1925-2006) ist.

Auf dem Plateau entlang der Ränder sind 50 Zentimeter große Buchstaben aus grauem Granit in den rötlichen Boden eingelassen. Es sind Inschriften auf Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch, die jeweils den Satz des französischen Revolutionärs Louis-Antoine Saint-Just benennen: „Die Heimat ist nicht das Land, sie ist die Gemeinschaft der Gefühle“. Doch stehen die Sätze nicht in den jeweiligen Nationalsprachen vollständig nebeneinander, sondern Haupt- und Nebensatz sind jeweils voneinander getrennt und liegen diagonal gegenüber, sodass der Platz überschritten werden muss, um den vollständigen Satz lesen zu können. Die These wird dadurch vielstimmig und nicht exklusiv einer Nation oder Sprache vorbehalten.

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21. Kunstflâneur - Eun Nim Ro

Während meines Studiums der Angewandten Kulturwissenschaften lernte ich die aus Südkorea stammende und in Hamburg lebende Künstlerin Eun Nim Ro im Rahmen meines prägenden Praktikums in der Galerie Renate Kammer kennen. Mit breitem Pinsel aufgetragene fröhliche und spielerisch interpretierte Fabelwesen kennzeichnen die Arbeiten von Eun Nim Ro und besitzen einen fast kindlichen Humor. Dabei präsentierte die Künstlerin ihre fantasievollen Fische, Vögel und Menschenwesen vor farblosem Hintergrund als lichte und heitere Symbole, die an den stetigen Kreislauf der Natur erinnern.
Vor einigen Wochen starb Eun Nim Ro im Alter von 75 Jahren - ihre Trauerfeier fand in der St. Johanniskirche in Altona statt, für die sie die zahlreichen Glasfenster mit ihren abstrakten Malereien vor Jahren geschaffen hat.

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20. Kunstflâneur - Mariella Mosler

Wart Ihr schon einmal in Allermöhe? Der von Fleeten durchzogene Hamburger Stadtteil mit seinem wunderbaren Badesee? Dort am Ufer des Allermöher Sees befindet sich seit 2011 die mehrteilige Skulptur „Botschaft an die Zukunft“ von Mariella Mosler.
Für dieses Objekt wurden Anwohner des Stadtteils gebeten, einen persönlichen Satz oder ein Sprichwort in ihrer jeweiligen Muttersprache aufzuschreiben – als Botschaft für die Menschen in der Zukunft. Eine Auswahl dieser Sätze wurde in fünf Findlinge eingraviert, um Jahrhunderte und sogar Jahrtausende später ein vielschichtiges Bild unserer Gegenwart aufzuzeigen.

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19. Kunstflâneur - A.R. Penck

Hinter den Blättern der Buche versteckt sich in der Schlüterstraße 5 nahe der Universität Hamburg ein überdimensionales Wandbild des Künstlers A.R. Penck (1939-2017). "Theorie in Hamburg, NÄHE FERN gesehen, FERNE nahgesehen, WELT GESCHEHEN, WELT VERSTEHEN" wurde 1989 auf die 25 Meter hohe Seitenfassade des Wohnhauses gemalt.

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18. Kunstflâneur - Gunter Demnig

Beim Flânieren durch die Stadt sind die Stolpersteine des Kölner Künstlers Gunter Demnig im Trottoir nicht zu übersehen. Seit 1996 erinnert der Künstler mit seinem Projekt STOLPERSTEINE durch kleine Gedenksteine europaweit an Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft vor deren einstigen Wohnhäusern. Diese Gedenksteine sind quadratische Betonwürfel im Format 10 x 10 x 10 cm; auf einer Messingplatte sind die Lebensdaten der NS-Opfer eingraviert.

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17. Kunstflâneur - Ernst Mitzka

Schon öfter habe ich mich gefragt, warum auf diesem merkwürdigen Glashaus auf der Schaartorbrücke, neben der Herrlichkeit, der Text „Vom Fluß in den Strom - Pegel halten!“ steht. Die Schriftzüge in Weiß und Schwarz sind Teil der Arbeit des Künstlers Ernst Mitzka, zu der auch eine Lichtinstallation gehört. Über den blauen Schleusenturbinen im Inneren des Gebäudes hängen drei in Form eines Wasserstrudels gebogene Neonröhren, die normalerweise nachts durch die Beleuchtung weithin sichtbar sind - zurzeit allerdings wegen der städtischen Energiesparmaßnahmen nicht.

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16. Kunstflâneur - Michaela Melián

Ausgangsmaterial für „Andante Calmo“ ist eine Arie aus Giacomo Puccinis 1896 uraufgeführter Oper „La Bohème“. Melián nimmt eine Aktualisierung des Stückes vor, indem sie ausgehend von der Partie der Mimì einen neuen Soundtrack komponiert. Unterschiedliche zeitgenössische Klänge fügt sie zu einer melancholisch-brüchigen Collage zusammen. Ein Chor von gleich drei jungen Sängerinnen übernimmt dabei den Part der Mimì.

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15. Kunstflâneur - Stephan Huber und Raimund Kummer

In Hamburg kann Kunst im öffentlichen Raum nicht nur oberirdisch, sondern auch unterirdisch entdeckt werden: In rund 100 Meter Tiefe liegt im Hauptbahnhof fast im Verborgenen, die Installation „Hauptbahnhof Nord“ von Stephan Huber und Raimund Kummer.

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14. Kunstflâneur - AnneMarie Maes

Einer meiner Lieblingsorte in Hamburg ist Entenwerder. Dort steht seit Mai 2019 auf dem Ponton eine Skulptur für Bienen im öffentlichen Raum. Die „ElbBienen“ der belgischen Künstlerin AnneMarie Maes (*1955) ist eine Bio-Tech-Skulptur, die ausschließlich für die Bedürfnisse der Bienen entwickelt wurde. So wird kein Honig entnommen, sondern die Bienen nutzen ihn - auch aktuell - für das eigene Überleben.

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13. Kunstflâneur - Anna Oppermann

Die Arbeit „Pathosgeste - MGSMO - Mach große, schlagkräftige, machtdemonstrierende Objekte!"“ der Künstlerin Anna Oppermann (1940 - 1993) befindet sich seit 1991 im Altonaer Rathaus und besteht aus diversen Materialien.

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12. Kunstflâneur - Rémy Zaugg

„Kanäle, Himmel, Eisenbahnbrücke, Wind, Schiffe, Lagerhäuser, Wolken, Hafenkräne“ könnte eine Aufzählung der Dinge sein, die für die Hamburger Hafenkulisse typisch sind. Es ist aber auch der Titel des Kunstwerks von Rémy Zaugg (1943-2005). Und zugleich dessen Inhalt.

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11. Kunstflâneur - Annika Kahrs

Auf dem Baakenhöft in der HafenCity steht der Schuppen 29, der das letzte noch erhaltene Gebäude des ehemaligen Hamburger Freihafens ist. Das Kulturprogramm IMAGINE THE CITY verwandelt das Hafenrelikt für 13 Wochen zu einem Kunstort und zeigt die Sound- und Videoinstallation „how to live in the echo of other places“ der Hamburger Künstlerin Annika Kahrs.

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10. Kunstflâneur - Stephan Balkenhol

Pünktlich zum Erscheinen des neuen Kunstflâneurs sind die berühmten Bojenmänner seit dieser Woche wieder auf dem Wasser. Bereits seit 30 Jahren schwimmen die "Vier Männer auf Bojen" des Künstlers Stephan Balkenhol auf Hamburger Gewässern: der Elbe, der Alster, der Süderelbe und auf dem Serrahn in Bergedorf.

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9. Kunstflâneur - Lili Fischer

Auf Einladung des Vereins "Kinder vom Bullenhuser Damm" schuf die Hamburger Künstlerin Lili Fischer einen besonderen Ort zum Gedenken an die 20 Kinder und ihre Betreuer, die am 21. April 1945 (siebzehn Tage vor Kriegsende) nach grausamen Menschenversuchen ermordet wurden. An einer verkehrsreichen Straße in Hamburg-Rothenburgsort gelegen, neben dem Gebäude, wo das Verbrechen stattfand, sollte dieser Erinnerungsort nach Jahrzehnten Verschüttetes wachrufen und zudem Hinterbliebenen und Anteilnehmenden als Ort der Andacht dienen.

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8. Kunstflâneur - DRIFT

Der 5. Geburtstag der Elbphilharmonie war zwar schon am 11. Januar, doch vor großem Publikum wird das Jubiläum coronabedingt erst nächste Woche gefeiert: Mit der aufsehenerregenden Lichtinstallation „Breaking Waves“ des niederländischen Künstlerduos DRIFT. Die beeindruckende Inszenierung wird kostenlos rund um die Elbphilharmonie gezeigt und überall dort zu erleben sein, wo Westspitze und Südflanke des Hauses gut einsehbar sind.

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7. Kunstflâneur - Gloria Friedmann

Rund um den Sievekingplatz befinden sich sowohl das Amtsgericht Hamburg-Mitte, das Landgericht Hamburg sowie das Hanseatische Oberlandesgericht. Davor stehen ein großer Quader mit einer farbigen Großaufnahme Hamburgs und 90 Eisenstelen, auf denen verschiedene Pflanzen in Töpfen wachsen. Im Auftrag der Justiz Hamburg schuf die Künstlerin Gloria Friedmann 1997 die Installation „Hier + Jetzt“ als Mahnmal für die Opfer der NS-Justiz.

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6. Kunstflâneur - Moritz Frei

Seit einem Jahr prangt auf dem Dach der Galerie der Gegenwart das Kunstwerk „I don´t believe in dinosaurs.“. Damals konnte man weder in das Ausstellungshaus gehen noch bei Dunkelheit die Neonschrift leuchten sehen, denn in Hamburg war zwischen 21 und 5 Uhr Ausgangssperre und die Museen geschlossen. Doch nun strahlt das Kunstwerk auch jenseits von Schließzeiten und bespielt auf diese Art den öffentlichen Raum mit Kunst.
Die neun Meter langen und 70 cm hohen Leuchtbuchstaben aus weißen Neonröhren sind ein Werk des Berliner Künstlers Moritz Frei, der diese Arbeit seit 2017 bereits in Leipzig und Berlin zeigte.

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5. Kunstflâneur - Tita Giese

Seit 1981 existiert in Hamburg das Programm „Kunst im öffentlichen Raum" der Kulturbehörde mit unterschiedlichen Projekten in den vergangenen Jahren. Im Jahr 2000 fand die Ausstellung „Aussendienst“ statt – eine Kooperation mit dem Kunstverein in Hamburg.
Eines der wenigen Werke, die noch erhalten sind, sind die „Pflanzeninseln“ von Tita Giese – am Fußgängerüberweg zwischen den Deichtorhallen und dem Kunstverein.

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4. Kunstflâneur - Boran Burchhardt

Das Hamburger Wohnungsunternehmen SAGA vergibt mit seiner eigenen „Stiftung Nachbarschaft“ seit 2006 ein Arbeitsstipendium zur Förderung von Kunst und Kultur sowie zur kulturellen Belebung des Stadtteils Veddel (seit 2022 Dulsberg). 2016/17 war der Hamburger Künstler Boran Burchhardt der „Quartierskünstler auf der Veddel“ und belebte nicht nur den Stadtteil, sondern brachte ihn bundesweit ins Gespräch.

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Sabine Mohr - 3. Kunstflâneur 2022

Wenn ich die Wörter „Île“, „Mer“, „Rive Gauche“ oder „Lagunes“ lese, bekomme ich aktuell große Sehnsucht zu reisen. Diese französischen Landschaftsbegriffe finden sich in der zweiteiligen Arbeit „Où? - Wo? - Where?“ der Hamburger Künstlerin Sabine Mohr im Schanzenviertel. Dafür wurden 2003 die beiden Bögen in der Unterführung des S-Bahnhofs Sternschanze gleichsam als Bilderrahmen genutzt.

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